Jedem Schmuckstück wohnt ein Zauber inne.
Vom Wiederfinden alter Träume
Die Lichter schimmerten im Takt der Musik. Von überall her spürte man Erleichterung, Ausgelassenheit und Vorfreude auf die kommende Zeit. Auch Elin spürte es. Diesen innigen Moment, wenn etwas abschließt und Raum für etwas Neues entsteht. Im Schein der Lichter reflektieren ihre Creolen Roségold und matt glänzend. Ein Geschenk zum Abitur, das ihre Mutter ganz bewusst gewählt hatte. Denn sie kannte Elins Geschmack sehr gut. Ihr Herz machte gewaltige Hüpfer, wenn sie nur daran dachte, was sie jetzt alles erleben würde. Ausgelassen zog sie mit ihren Freunden in die Nacht hinaus. Der Abend war noch lang und die Welt lag ihnen zu Füßen.
Einige Jahre später - Elin befand sich gerade auf dem Weg zum nächsten Meeting. In der einen Hand das Handy, in der anderen einen Stapel Magazine. Zeit für ein Mittagessen blieb nicht, denn der Redaktionsschluss stand mal wieder kurz bevor. Umso mehr die Zeit drängte, desto angespannter wurde stets die Stimmung im Team. Elin leitete das Ressort. Mit ihrem Beruf einher gingen die neuesten Designerklamotten, ausgelassene Partys, Kontakte zu den angesehensten Menschen der Stadt - und jede Menge Stress. Das großzügige Gehalt konnte Elin gar nicht für Freizeitaktivitäten ausgeben, denn ihr fehlte schlichtweg die Zeit.
Manchmal überkam Elin das schleichende Gefühl, dass ihr alles eigentlich viel zu oberflächlich sei. Denn tief in ihrem Inneren meldete sich immer wieder “die alte Elin”. Das Mädchen, das früher oft Ausflüge in die Berge unternahm und das die einfache Hausmannskost liebte. Heute musste es ein Urlaub auf einer Yacht inmitten irgendeiner Südseeinsel sein, natürlich mit den besten Weinen und Gerichten der Region und den erlesensten Zutaten. Andernfalls bräuchte man den Kollegen gar nicht vom Urlaub erzählen. Keine Frage, Elin war dankbar für den Komfort, den sie lebte. Doch immer mehr fühlte sie auch, dass ihr Leben nicht zu ihrem alten Ich passte. War sie überhaupt noch glücklich?
Dann kam der Tag aller Tage! Elin hatte wieder mal keine einzige freie Minute nur für sich allein und dann bekam sie auch noch kurz vor Redaktionsschluss mit, dass die Konkurrenz ihre beste Idee abgekupfert hatte. Elin fasste einen Entschluss. Sie meldete sich krank und fuhr zu ihren Eltern. Weg von der Großstadt, fort von meterlangen To-Do Listen, einfach nur Eintauchen in vertraute Welten. Ihr altes Kinderzimmer war noch so wie damals. Dafür hatte sich im restlichen Haus einiges verändert. Elin musste feststellen, dass sie schon lange nicht mehr zu Besuch gewesen war.
Gedankenverloren stöberte sie in ihrem Zimmer und fand eine kleine Schatulle. Darin schimmerten ihr Ohrringe entgegen. Es waren die Creolen in roségold, die sie als Mädchen zum Abschlussball getragen hatte. Wie glücklich sie sich gefühlt hatte. Mit den Erinnerungen kamen auch die alten Träume zurück und plötzlich war da dieser Entschluss in Elins Kopf, den sie wenige Woche später in die Tat umsetzte.